Mythen über Wasser: Ist es schädlich, Wasser mehrfach zu kochen, und führt es zur Entstehung von schwerem Wasser?

Mythen über Wasser: Ist es schädlich, Wasser mehrfach zu kochen, und führt es zur Entstehung von schwerem Wasser?

Wahrscheinlich haben Sie schon oft von Freunden oder sogar von Ihren Eltern gehört, dass man einen Wasserkocher nicht mehrmals mit demselben Wasser erhitzen sollte. Man müsse das Wasser immer auskippen, frisches nachfüllen und erst dann wieder zum Kochen bringen und trinken. Aber was steckt dahinter? Ist es eine Tradition, eine urbane Legende oder einfach Aberglaube? Wenn jemand erklären kann, warum man Wasser nicht zweimal kochen sollte, wird häufig die Bildung von schwerem Wasser erwähnt. Doch ist es wirklich so, dass das mehrfache Kochen desselben Wassers zur Entstehung des sogenannten schweren Wassers führt? Passiert das, wenn man das Wasser zehnmal oder sogar hundertmal kocht?

Zunächst sollten wir klären, was genau schweres Wasser ist, vor dem viele Menschen Angst haben. Schweres Wasser ist Wasser, das Deuterium enthält – ein schweres Isotop des Wasserstoffs. Es besteht aus einem Sauerstoffatom und zwei Deuteriumatomen. Daher stammt auch der Name „schweres Wasser“. In der Natur kommt schweres Wasser vor und hat eine Konzentration von etwa 0,015 %. Das bedeutet, dass es sowohl im Trinkwasser als auch in unserem Körper vorhanden ist, da wir zu etwa 80 % aus Wasser bestehen. Der natürliche Gehalt an schwerem Wasser in unserem Körper schadet uns also nicht.

Wie entsteht nun schweres Wasser? Der bekannteste Weg ist die mehrfache Elektrolyse – ein physikalisch-chemischer Prozess zur Trennung gelöster Substanzen an Elektroden. Es zeigt sich also, dass nicht das mehrfache Kochen für die Bildung von schwerem Wasser verantwortlich ist, sondern die Elektrolyse – was definitiv nicht dasselbe ist. Dennoch führt auch der Kochprozess zu einer Erhöhung des Gehalts an schwerem Wasser im normalen Wasser! Wie stark erhöht sich der Gehalt bei jedem Kochen?

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass man für eine zehnfache Erhöhung der Konzentration auf 0,15% insgesamt 2,1 mal 10 hoch 30 Tonnen Wasser in den Kessel geben müsste. Erstens: Wie lange würde es dauern, so viel Wasser zum Kochen zu bringen? Ein Leben reicht dafür sicherlich nicht aus. Zweitens: So viel Wasser gibt es einfach nicht auf unserem Planeten.

Und sollte man wirklich Angst vor diesem schweren Wasser haben? Tatsächlich ist es nicht so giftig wie gewöhnliches Kochsalz. Ein Mensch kann ohne gesundheitliche Probleme bis zu drei Gläser schweres Wasser trinken; dieses wird innerhalb weniger Tage wieder ausgeschieden.

Somit ist der Mythos widerlegt! Mehrfaches Kochen von Wasser führt nicht zur Entstehung von schwerem Wasser und selbst schweres Wasser ist für den menschlichen Körper keineswegs gefährlich. Wenn ihr also befürchtet, dass bei ständiger hoher Temperatur in einem Wasserspender schweres Wasser entsteht, könnt ihr eure Sorgen getrost beiseitelegen und unbesorgt das Wasser aus Kesseln und Spendern trinken!